Aus der "Westerwälder Zeitung": Gabriel in Selters: SPD-Chef spürt Rückenwind

Veröffentlicht am 23.02.2016 in Aktuell

Landtagswahl Vizekanzler sieht Dreyers Chancen gestiegen – Wirtschaftsminister zeigt sich beeindruckt von der Firma Schütz

Von Chefreporter Markus Kratzer


Westerwaldkreis. Der Vizekanzler kommt nach Selters. Eigentlich muss man davon ausgehen, dass der Wahlkampf die treibende Feder für den Besuch von Sigmar Gabriel bei der Firma Schütz ist. Doch diese Rolle spielt der SPD-Chef nicht vordergründig. Aus der Limousine steigt zunächst einmal der Wirtschaftsminister. Und so lobt er auch die Leistungsfähigkeit des Westerwälder Spezialisten für Industrieverpackungen ausdrücklich. „Wir sind hier in einem Unternehmen, dessen Namen man vielleicht nicht auf Anhieb kennt, das aber trotzdem zu den Weltmarktführern zählt“, sagte der Bundeswirtschaftsminister nach einer Betriebsbesichtigung. „Das eigentliche Geheimnis der deutschen Wirtschaft ist ein funktionierender Mittelstand im Zusammenspiel mit den großen Unternehmen“, unterstrich der Sozialdemokrat auf seiner Wahlkampftour, die ihn anschließend zum Medizintechnik-Spezialisten Heinen + Löwenstein nach Bad Ems führte.

In Selters zeigte Firmenboss Udo Schütz einem ebenso gelassenen wie interessierten Gabriel das 1958 gegründete Unternehmen, das bis heute komplett in Familienbesitz ist. Begleitet von den beiden Westerwälder SPD-Wahlkreisspitzenkandidaten Hendrik Hering und Tanja Machalet erfuhr der prominente Gast aus Berlin beeindruckende Zahlen: Rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz hat das Unternehmen im vergangenen Jahr in den Sparten Industrieverpackung, Energietechnik sowie Composites und Windkraft erwirtschaftet. An insgesamt 40 Produktionsstätten in 23 Ländern sind rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt, davon etwa 2000 in Deutschland. Doch neben den Bilanzen stimmte sichtbar auch die Chemie zwischen Gabriel und Schütz. Hier ein wissbegieriger Wirtschaftsminister, der immer wieder nachhakt, dort ein auskunftsfreudiger Unternehmenschef, der sich nicht lange bitten lässt.
Sigmar Gabriel flachst am Ende des Rundgangs. „Das ist schon eine Riesenleistung, die hier vollbracht wird. Und wenn ich höre, dass Udo Schütz sich so engagiert hat, weil sein Vater ihm damals den Porsche nicht bezahlen wollte, war das schon eine ordentliche Motivation“, scherzt der Sozialdemokrat im Beisein des einstigen Automobilrennfahrers und Seglers, der mit 79 Jahren das Ruder noch fest in der Hand hält.
Aber auch der SPD-Chef spürt in Selters gehörigen Rückenwind, nicht zuletzt durch die aktuellen Umfragewerte vor der Landtagswahl am 13. März, die die SPD im Aufwind sehen. „Na klar, da geht noch was“, zeigt sich der oberste Genosse davon überzeugt, dass das Rennen in Rheinland-Pfalz noch nicht verloren ist. „Malu Dreyer hat hier viel bewegt, angefangen von einem starken Wirtschaftswachstum über den Ausbau von Ganztagsschulen bis hin zu gebührenfreien Kitas“, argumentiert Gabriel im Gespräch mit unserer Zeitung. Und streicht einen zweiten Punkt heraus: „Die Menschen wollen keine Spaltung der Gesellschaft. Und Malu Dreyer steht ganz im Geiste von Johannes Rau für Versöhnen statt Spalten.“
Als „Ironie im Wahlkampf“ bezeichnet er es, dass die CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner einerseits gemeinsam mit Angela Merkel für einen Regierungswechsel in Rheinland-Pfalz werbe, andererseits mit ihrer Forderung nach Tageskontingenten für Flüchtlinge auf Konfrontationskurs zur Regierungschefin gehe. „Klöckner fällt der Kanzlerin in den Rücken“, sagt Gabriel auf Nachfrage. Der Vizekanzler unterstrich dabei seine Haltung, gemeinsam mit der Türkei die EU-Außengrenzen zu sichern und wandte sich gegen eine binnenstaatliche Abschottung. „Ein solcher Prozess ist auch schädlich für die Jobentwicklung in Unternehmen, die international agieren“, betont Gabriel. Und damit schlägt er die Brücke zurück von der großen Politik zum Firmenbesuch im Westerwald.

 

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